"Allzeit bereit" – Ein Blick hinter das Verschwimmen von Arbeit und Freizeit
Liebe Kollegin, lieber Kollege!
Hier findest Du eine sehr ausführliche GPA-Broschüre Bitte klicken: Allzeit bereit – Verschwimmen von Arbeit und Freizeit (kann ja auch zu Hause durchgelesen werden), die einen Blick hinter das Verschwimmen von Arbeit und Freizeit in der heutigen Arbeitswelt wirft – auch für uns in einem Krankenhaus sehr interessant.
Wer die Arbeitswelt von heute beschreiben möchte, kommt kaum mehr am Stichwort der Flexibilität vorbei. Flexibel zu sein, stellt sowohl eine Anforderung als auch einen Bedarf dar. Weite Teile der ArbeitnehmerInnenschaft können sich zum Beispiel kaum noch vorstellen, nicht im Rahmen eines Gleitzeitmodells ihre Arbeit zu erbringen.
Zur Flexibilität gesellt sich die Selbstverantwortung, die in der zunehmend in Projektform gestalteten Arbeit gefragt ist. Nicht selten lässt sich der Eindruck gewinnen, dass gerade das Übernehmen von Verantwortung für viele Beschäftigte einen besonderen Anreiz darstellt.
Das trifft sich in verschiedener Hinsicht gut mit den Vorstellungen von Unternehmen, die Veränderungen in der Organisation der Arbeitsprozesse vorantreiben wollen. Das Schaffen von mehr Flexibilität bedeutet von dieser Warte aus zunächst ein Auflösen starrer Strukturen und verknöcherter Bürokratien. Doch was als neue Unternehmenskultur mit Teams, projektbezogenen Netzwerken und flachen Hierarchien angepriesen wird, dient in der Regel vor allem einem Zweck: der Einsparung von Personalkosten.
Flexible MitarbeiterInnen, die verstärkt selbst Verantwortung übernehmen, kommen da wie gerufen. Das Gefühl, sich einen Großteil der Arbeitszeit selbst einteilen zu können, führt auch zu einem aufgeweichten Umgang mit Arbeitszeitregelungen. Vielfach besteht hier das Risiko, dass die Vorteile, die sich ArbeitnehmerInnen erhoffen, zu ihrem Nachteil werden (z.B. beim Umgang mit Überstunden).
Das Gefühl, selbst für Arbeitspakete und Projektschritte verantwortlich zu sein, kann nicht nur Erfolgserlebnisse bringen, sondern fördert auch die Bereitschaft, über das vereinbarte und abgerechnete Ausmaß hinaus zu arbeiten (z.B. am Wochenende). Doch welche/r MitarbeiterIn kann behaupten, die Übernahme von Verantwortung auch nur annähernd in dem Maße abgegolten zu bekommen, wie dies beim Management der Fall ist?
„Von den Arbeitnehmern wird verlangt, sich flexibel zu verhalten, offen für kurzfristige Veränderungen zu sein, ständig Risiken einzugehen und weniger abhängig von Regeln und förmlichen Prozeduren zu werden“ – so beschrieb Richard Sennett bereits 1998 in seinem Buch „Der flexible Mensch“ trefflich die neue Arbeitssituation von Beschäftigten.
Eine Triebfeder dieser neuen Arbeitsgestaltung sind neue Managementstrategien wie Zielvereinbarungen und leistungsbezogene Entgeltsysteme. Eine andere wesentliche Kraft, die neue Formen des Arbeitens antreibt, sind die technischen Möglichkeiten.
Die permanente Erreichbarkeit, die durch Handys, Internet, Laptops und – zur Zeit besonders aktuell – PDA’s (z.B. BlackBerry, iPhone) ermöglicht wird, die es erleichtert, sich Arbeit mit nach Hause zu nehmen und dort fertig zu stellen, fördert zusätzlich die Flexibilisierung der Arbeit. Diese Flexibilisierung geht einher mit einer Entgrenzung der Arbeit.
Beschreiben lässt sich diese als Auflösung der Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit bzw. als ein Verschwimmen von Arbeit und Freizeit. Sie wirft eine Reihe von Fragen auf, die der GPA-djp zwar alt bekannt sind, sich aber immer neu stellen. Um der schleichenden Umgehung rechtlicher Grundlagen der Arbeit entgegen zu treten, soll die vorliegende Broschüre einen Beitrag zur Bewusstseinsbildung liefern. Wo Arbeitszeitgesetz und ArbeitnehmerInnenschutz unter dem Deckmantel einer neuen Freiheit im Beruf ausgehebelt werden, leiden Gesundheit, Privat- und Familienleben und nicht zuletzt auch Produktivität der einzelnen MitarbeiterInnen.
Wer Flexibilisierungsvorteile nützen möchte, muss dies zum einen im Rahmen gesetzlicher Vorgaben tun und sollte zum anderen auf die Kehrseiten der Medaille schauen. Die wesentlichen Punkte, die es bei einer Flexibilisierung im Sinne der ArbeitnehmerInnen zu berücksichtigen gilt, finden Sie gesammelt in dieser Broschüre.