Turnusärzte mit Spitalsausbildung unzufrieden

arzt-24_smallDie Zahl der Ärzte in Krankenhäusern hat sich zuletzt mit jeder Dekade verdoppelt. Doch die in Spitalsausbildung stehenden Mediziner sind alles andere als zufrieden. Dies ergab eine österreich-weite Market-Umfrage, die gestern vom Klinikum Wels-Grieskirchen in Wien präsentiert wurde.

268 Turnusärzte befragt
In der niedergelassenen Praxis werden in Zukunft mehr Ärzte benötigt, um die Primärversorgung im sozialen Umfeld der alt gewordenen Baby-Boomer zu gewährleisten. Birgit Starmayr (Market) und ihr Team haben in der repräsentativen Umfrage 268 Turnusärzte in ganz Österreich interviewt. Die Kernaussagen:

 

Die Erhebungen im Detail:
– Nur 14 Prozent sind begeistert, 86 Prozent hingegen fehlt hier die volle Zufriedenheit.
– Bei vier von zehn Turnusärzten entspricht die Qualität der Turnusausbildung nicht unbedingt den Erwartungen.
– 33 Prozent leiden unter einem zu hohen Ausmaß an administrativen Tätigkeiten.
– 20 Prozent wünschen sich eine bessere Betreuung durch die Oberärzte.
– 19 Prozent bemängeln die Art der Ausbildung selbst.
– 16 Prozent meinen, sie müssten Tätigkeiten auch an das Pflegepersonal übergeben können, weil sie mit medizinischer Tätigkeit nichts zu tun hätten.
– Vergleichsweise ein geringer Anteil der Turnusärzte (13 Prozent) sieht sich schlecht bezahlt.

Zunehmende Spezialisierung
Raimund Kaplinger von der Geschäftsführung des Klinikums Wels-Grieskirchen in Oberösterreich: „Wir sehen einen dramatisch steigenden Bedarf an Medizinern. Und wir sehen, dass die derzeitige Ausbildung diesen Bedarf nicht mehr decken kann. Die Bevölkerung in Österreich wächst.

Neben der Altersmedizin gibt es eine zunehmende Spezialisierung. Dies und die Arbeitszeitregelungen verschärfen das Thema noch. Zusätzlich kommt es zu einer Feminisierung der Medizin mit mehr Karenzzeiten und Teilzeitarbeit.“ So werde in Oberösterreich bis zum Jahr 2023 der Bedarf an jungen Ärzten von derzeit jährlich rund 100 auf etwa 300 steigen.

„Turnusausbildung verringern“
Walter Aichinger, Primarius und ebenfalls in der Geschäftsführung des Krankenanstaltenverbundes, will die Turnusausbildung durch Reduktion der für die spätere ärztliche Tätigkeit nicht relevanten Inhalte auf eineinhalb bis zwei Jahre verringern und so für mehr Durchsatz sorgen.

Man müsse weg kommen von den Turnusärzten als Systemerhalter in den Spitälern. Gleichzeitig sollte es mehr neue Berufsgruppen wie medizinische Administrationshilfen etc. geben. An einer Lungenabteilung des Klinikums wurde das bereits erprobt. Der Versuch soll weiter ausgerollt werden.

(Artikel übernommen von orf.at)

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