ÖGB-Erfolg: Telefonische Krankmeldung kommt wieder!

Durch den Druck des ÖGB wurde die telefonische Krankmeldung bis März 2021 wieder eingeführt
Nach dem der ÖGB eine erneute Wiedereinführung der telefonischen Krankmeldung gefordert hat, wurde diese nun von Seiten der Bundesregierung wieder ins Leben gerufen. Das ist ein großer Erfolg für die Gewerkschaft. Zuvor liefen PatientInnen Gefahr, sich in den vollen Wartezimmern der Arztpraxen anzustecken. Wer dieser Tage krank wurde, musste also ganz regulär zur Ärztin oder zum Arzt, um sich nach persönlicher Überprüfung krankschreiben zu lassen. Und das, obwohl die Gefahr einer Corona-Ansteckung in den Wartezimmern der Praxen lauerte. Dies hat sich nun durch den Druck des ÖGB geändert.

ÖGB von Anfang an für Wiedereinführung der telefonischen Krankmeldung
Erst vor einigen Tagen forderte die Leitende Sekretärin des ÖGB, Ingrid Reischl, die Krankmeldung wieder einzuführen: „Jetzt, wo die Corona-Infektionen hochschnellen und der Bedarf an Schutz größer wird, braucht es diese Möglichkeit für alle Versicherten”.

Jetzt, wo die Corona-Infektionen hochschnellen und der Bedarf an Schutz größer wird, braucht es diese Möglichkeit für alle Versicherten”
Ingrid Reischl, Leitende Sekretärin im ÖGB

Auch ÖGK-Arbeitnehmervertreter und Ärztekammer für Wiedereinführung
Auch die Arbeitnehmervertreter in der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) drängten auf eine Wiedereinführung der telefonischen Krankschreibung. So plädierte etwa Andreas Huss, Obmann der ÖGK, im Ö1-Morgenjournal dafür, die telefonische Krankmeldung befristet bis 31. März 2021 wieder einzuführen. Und auch Ärztekammer-Vizepräsident Johannes Steinhart forderte die Erneuerung der telefonischen Krankschreibung.

An Wirtschaft gescheitert, durch ÖGB-Druck wieder eingeführt
Erst im August ist die Möglichkeit, sich telefonisch krankschreiben zu lassen, wieder ausgelaufen. Nun folgt nach Druck des ÖGB also die Wiedereinführung. Als Hauptargument dagegen waren von Seiten der Wirtschaft mögliche Missbrauchsfälle ins Treffen geführt worden. Dies erscheint absurd, wenn man weiß, dass die Fälle sogar zurückgegangen sind.
(Information des ÖGB, 30.10.2020)

Corona-Homeoffice: Was jetzt gilt!

Erweiterter Unfallschutz und Pendlerpauschale bis März 2021 verlängert
Für den Lockdown Nummer Zwei in Österreich wird nicht nur die Kurzarbeit angepasst, sondern auch die Regeln für das Corona-Homeoffice werden verlängert. Für Menschen, die ab sofort wieder verstärkt von zu Hause aus arbeiten können, geht es dabei vor allem um zwei Bereiche: die Pendlerpauschale sowie die Ausweitung der Unfallversicherung im Homeoffice. Beide Bereiche waren eigentlich bis Ende des Jahres befristet, werden jetzt aber bis März 2021 verlängert – auch dank des Drucks des ÖGB.

Was bedeutet das?
Für Unfälle im Corona Homeoffice wurde der erweiterte Unfallversicherungsschutz beschlossen. ArbeitnehmerInnen haben damit den gleichen Versicherungsschutz, den sie auch hätten, würde der Arbeitsunfall im Betrieb oder auf dem Weg dorthin passieren.

Auch die Pendlerpauschale bekommen ArbeitnehmerInnen weiterhin, auch wenn sie nicht mehr täglich zum Arbeitsplatz fahren. Es entsteht also kein finanzieller Nachteil, wenn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer den Weg zwischen Wohnung und Arbeitsplatz aufgrund von Kurzarbeit oder Homeoffice nicht mehr zurücklegen.

Corona-Homeoffice zulassen, wo es möglich ist 
Die Regierung als auch ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian appellieren in Zeiten von Massenquarantäne, dass Betriebe, wo Corona-Homeoffice möglich ist, dieses auch zuzulassen. Der ÖGB-Präsident betont aber gleichzeitig, dass Homeoffice weiterhin nicht angeordnet werden kann, sondern es braucht die Zustimmung beider Seiten – also die des Arbeitgebers und der ArbeitnehmerInnen.

Abgesehen vom Corona-Homeoffice verhandeln die Sozialpartner aktuell weiter mit der Regierung über Spielregeln für mobiles Arbeiten in der Zeit nach der Covid-Krise. Bis März sollen hier die Eckpfeiler eingeschlagen sein.
(Information des ÖGB, 02.11.2020)

Warum der Ausbau des Gesundheitssystems so wichtig ist!

ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian fordert von der Politik Investitionen in die Gesundheitsvorsorge
„Mich wundert es nicht, warum keiner unseren Job machen will. Kein Wochenende mehr, keine Feiertage, nur Überstunden, weil der Pflege-Schlüssel nicht stimmt. Und die Bezahlung? Naja. Zuschläge? Lächerlich”, bringt es eine Pflegerin, die anonym bleiben will, auf den Punkt. Wie schlimm die Arbeitsbedingungen im Pflegebereich sind, bekommt man nur mit, wenn man sich mit Menschen, die schon lange in dem Bereich arbeiten, unterhält. Um auf diese und viele andere Missstände aufmerksam zu machen, beteiligt sich der ÖGB am 29. Oktober am globalen Aktionstag im Gesundheitswesen. Dieser steht ganz im Zeichen der Solidarität und Anerkennung der Gesundheitsberufe. Doch wie kann man ein Gesundheitssystem der Zukunft denken?

Arbeit aus Überzeugung und mit Leidenschaft
Beispielsweise könnten eine Aufwertung des Berufes, familienfreundlichere Arbeitszeiten und eine bessere Bezahlung die Arbeit attraktiver machen. Eine weitere Arbeitnehmerin aus dem Gesundheits- und Pflegebereich ist sich sicher: „Unser Gesundheitssystem ist nicht schlecht, man darf es aber nicht zu Tode sparen, wie in so vielen anderen Ländern.”

„Wir arbeiten hart und voller Liebe. Aber nie wegen des Gehalts oder des Ansehens, denn das ist fast lächerlich”, sagt eine andere Pflegerin, die ebenfalls unerkannt bleiben will. Der Applaus sei aber nicht genug. Man müsse vielmehr strukturell ansetzen, erklärt die Pflegerin.

ÖGB-Präsident fordert mehr Ressourcen
Genau deshalb warnt der ÖGB, allen voran Präsident Wolfgang Katzian, die Pandemie nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und fordert ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. Jetzt gehe es darum, einmal mehr die Kräfte zu bündeln, damit möglichst wenige Menschen sich mit dem Virus anstecken. Das kann man nur schaffen, wenn in der Gesundheitsversorgung alles nach Plan verläuft. „Es ist vor allem jenen Menschen zu danken, die in Krankenhäusern, in der mobilen Pflege, in Arztpraxen und in Pflegeheimen dafür gesorgt haben, dass ihre PatientInnen und Patienten, ihre Klientinnen und Klienten optimal versorgt und betreut werden”, betont Katzian.

Gewerkschaften haben ihre Forderungen konkretisiert: ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian bei der Übergabe der Roadmap 2020

Applaus ist nett, aber nicht genug!

Deshalb sei es so wichtig festzuhalten: Applaus ist nett, aber nicht genug! „Es ist auch eine Form der Anerkennung dafür zu sorgen, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Gesundheitssystem die notwendigen Rahmenbedingungen vorfinden, um ihre Arbeit gut machen zu können”, erinnert Katzian. Der ÖGB-Präsident weiß, was es braucht: „Es geht um höhere Bezahlung, um kürzere Arbeitszeiten, um mehr Personal – es gibt viele Schrauben, an denen gedreht werden muss, um die qualitativ hochwertige Versorgung für alle auch in Zukunft zu gewährleisten.”

Das Gesundheitssystem weiterhin sichern
Das Thema ist von internationaler Relevanz: „Deshalb vernetzen wir uns auch mit den Gewerkschaften in anderen Ländern die alle, wenn auch in unterschiedlichen Dimensionen, vor den gleichen Herausforderungen stehen: Nämlich die Folgen der Pandemie bewältigen und das Gesundheitssystem sichern.”
(Information des ÖGB, 28.10.2020)

Wer krank ist, muss sich erholen dürfen!

ÖGB wehrt sich gegen die absurde Idee von „Teil-Krankenständen” 
Angeblicher Missbrauch von Krankenständen ist ein von Arbeitgeberseite gerne und oft aufgegriffenes Thema. De facto ist das Problem allerdings kaum vorhanden – übrigens ebenso, wie es den flächendeckenden Missbrauch von E-Cards, dessen folglich sinnlose Verhinderung weit mehr als 20 Millionen Euro gekostet hat, nie gegeben hat.

Der Arzt trifft die Entscheidung
Der neueste Vorstoß des Wirtschaftsbundes verwundert die leitende Sekretärin des ÖGB, Ingrid Reischl, trotzdem. Man fordert nämlich sogenannte „Teil-Krankenstände”, also nichts anders, als ArbeitnehmerInnen auch krank arbeiten lassen zu können. „Es ist auch jetzt schon so, dass der Arzt aufgrund einer Erkrankung oder Verletzung über die Arbeitsfähigkeit seiner Patienten in deren jeweiliger Tätigkeit entscheidet. Ein Buchhalter wird zum Beispiel mit heiserer Stimme vermutlich arbeiten dürfen und können, ein Opernsänger wahrscheinlich nicht”, hält Reischl fest und stellt klar: „Fragwürdige Ideen wie Teil-Krankenstände oder Menschen krank im Homeoffice arbeiten zu lassen, lehnen wir strikt ab. Einziger Sinn dieser Vorstöße ist es, die ArbeitnehmerInnen unter Druck zu setzen.”

Gesundheit ist im Interesse aller Beteiligten
Die Gesundheit der arbeitenden Menschen müsse außerdem im Interesse aller Beteiligten sein, wie Reischl, die auch aktuelle Vorsitzende der Österreichischen Gesundheitskasse ist, erinnert: „Im Krankenstand sollen Patienten wieder gesund werden und die dafür nötige Erholung bekommen. Diese dubiosen Vorschläge stören beides massiv. Das ist sicher nicht im Sinne der ArbeitnehmerInnen und sollte auch nicht im Sinne eines verantwortungsvollen Arbeitgebers sein.“

ÖGB-Community klar gegen Druck der Arbeitgeber 
Dazu hat auch die ÖGB-Community auf Facebook deutlich Stellung bezogen. Nahezu alle Kommentare wiesen den ÖVP-Vorstoß entschieden zurück: Auf die Frage „Krank arbeiten zu müssen, finde ich…”, reagierten 1.588 UserInnen mit “Frechheit”. Für lediglich 78 UserInnen war es “Kein Problem”. 

User Manfred B. hat im Laufe seines beruflichen Lebens so einiges miterlebt: „Bei uns hat man nach dem Krankenstand so genannte Rückkehrgespräche geführt, beim ersten Mal mit dem Meister, beim nächsten Mal mit dem Koordinator und beim dritten Krankenstand musste man ins Personalbüro”, schildert er. „Da gab es viele, die nach dem zweiten Mal lieber mit Fieber arbeiten gingen”, fügt er hinzu. Diese Erfahrung teilt auch Chris F.: „Wenn ich mir so mein Arbeitsfeld anschaue, dann gehen eh schon sehr viele zumindest eingeschränkt arbeiten. Viele bleiben erst dann Zuhause, wenn sie in der Früh nicht mehr aus dem Bett kommen!”

„Wenn man krank ist, ist man krank”, findet Johann S. Von der Firma hätte man ohnehin keinen bis wenig Dank dafür, führt er fort. „Als Kranker arbeiten zu gehen, damit ist niemanden geholfen”, sagt Manfred B. abschließend. Dem kann sich der ÖGB nur anschließen.
(Information des ÖGB, 09.10.2020)

Roadmap „Offensive Gesundheit 2020“ wurde BM Anschober überreicht!

Roadmap „Offensive Gesundheit 2020“ wurde BM Anschober überreicht
Das Sozialministerium und die von Gewerkschaften, Arbeiter- und Ärztekammer gebildete „Offensive Gesundheit“ haben ihren vor zweieinhalb Monaten gestarteten Strukturdialog abgeschlossen. Die daraus entstandene „Roadmap Gesundheit 2020“ mit Umsetzungsvorschlägen für die Schaffung eines zukunftssicheren Systems für Gesundheit und Langzeitpflege wurde Minister Rudolf Anschober (Grüne) gestern Nachmittag übergeben.

Inhaltlich konzentrieren sich die Ergebnisse auf die großen systemrelevanten Themen Personalbedarf, Arbeitsbedingungen und Ausbildung. Zum ersten Punkt wird in der Roadmap festgehalten, dass die Erarbeitung eines österreichweit verbindlichen, transparenten und bedarfsorientierten Personalbemessungsmodells umgehend gestartet werden müsse.

Da die Entwicklungsarbeit einige Jahre in Anspruch nehmen wird, müssten zur unmittelbaren Entlastung der Beschäftigten im Gesundheitswesen und der Langzeitpflege Sofortmaßnahmen im Personaleinsatz umgesetzt werden. So dürfe es etwa pro Zuständigkeitsbereich keine Nachtdienste alleine geben, und in der mobilen Pflege sollten die Fahrzeiten einberechnet werden.

Verbesserung der Arbeitsbedingungen
Zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen wird in dem der APA vorliegenden Papier die Planbarkeit und Verlässlichkeit der Arbeitszeit eingefordert. Die Kontrollen in den Gesundheits- und Langzeitpflegeeinrichtungen sollten von spezialisierten Arbeitsinspektoren durchgeführt werden und die Beschäftigten sollten einen erleichterten Zugang zur Schwerarbeiterpension bekommen.

In Sachen Ausbildung enthält das Papier die Forderung nach kostenfreien Aus- und Fortbildungen. Praktika sollten bezahlt werden, und die Deckung des Lebensunterhalts während des zweiten Bildungswegs müsse existenzsichernd sein. Anschober sicherte den Vertretern der „Offensive Gesundheit“ zu, dass die Ergebnisse des Dialogs in die geplante Pflegereform einfließen werden.
(Information gesehen im ORF, 29.09.2020)

Hier für alle Interessierte zum Nachlesen:
Roadmap „Offensive Gesundheit 2020“

Günstig ins Theater mit dem ÖGB: ermäßigte Abos für Mitglieder!

Günstig ins Theater mit dem ÖGB – ermäßigte Abos für Gewerkschaftsmitglieder
Kulturliebhaber kommen mit dem ÖGB Oberösterreich voll auf ihre Kosten. Für die Theatersaison 2020/2021 bietet der ÖGB OÖ. seinen Mitgliedern wieder vier verschiedene Abonnements zum ermäßigten Preis im Linzer Landestheater. Ob Oper, Theater, Musical oder Schauspiel: Für jeden Geschmack gibt es das passende Paket. Ein Abo richtet sich speziell an junge Menschen bis 27 Jahre. Der Preis für drei Stücke ist ab 29 Euro besonders attraktiv.

Empfehlenswert ist das „Abo Musical und Schauspiel“ (ABO 65) mit vier Schauspiel-Stücken und dem Musical „The Wave“. Als kostenlose Draufgabe laden nach jeder Vorstellung ÖGB und Landestheater zu einem Künstlergespräch mit Schauspielern, Regie und Theaterleitung in gemütlichem Ambiente. Dieses Abo ist für ÖGB-Mitglieder bereits ab 73,- Euro buchbar, das entspricht einer Ermäßigung von 50 Prozent gegenüber dem Einzelverkaufspreis.

Die beiden weiteren Abos „Oper und Tanz“ sowie „Operette, Musical und Schauspiel“ bilden die Highlights der kommenden Theatersaison ab und sind ab 141 Euro für je fünf Stücke zu haben.

Bestellungen bitte direkt beim Landestheater Linz, Abo-Service, Promenade 39, Linz, Tel.: 0800 218 000-4, E-Mail: h.woess@landestheater-linz.at

Genauere Infos sind hier nachzulesen: 
Theater Abo 2020-21

Das musst Du bei einem Corona-Fall tun – Rechte und Pflichten!

ÖGB-Arbeitsrechtsexperte klärt, welche Rechte und Pflichten ArbeitnehmerInnen haben
Seit Wochen steigt in Österreich wieder die Zahl der Corona-Erkrankten. Zusätzlich befeuert wird die Situation durch den Schulbeginn im ganzen Land. Es ist ein Schulstart wie wohl nie zuvor. Viele Eltern sind höchst verunsichert.

Viele Fragen haben aber auch ArbeitnehmerInnen, wie sie sich im Fall des Falles verhalten sollen. Unser Arbeitsrechtsexperte Martin Müller hat die Antworten.

Folgende Fragen werden hier beantwortet:

  • Ich habe Symptome einer Infektion mit dem Coronavirus: Fieber, Husten, Kurzatmigkeit und Atembeschwerden. Für die Behörden bin ich ein Verdachtsfall. Wie muss ich mich meinem Arbeitgeber gegenüber verhalten?
  • Ich habe ein positives Testergebnis bekommen, war vorher aber kein Verdachtsfall. Was mache ich jetzt?
  • Mein Kind ist ein Verdachtsfall. Was ist zu tun?
  • Mein Kind wird positiv auf Corona getestet. Was muss ich beachten?
  • Mein Partner/meine Partnerin ist ein Verdachtsfall. Was passiert jetzt?
  • Was passiert, wenn mein Partner/meine Partnerin positiv getestet wurde?
  • Welche Regeln gelten, wenn z.B. eine ganze Schulklasse oder eine ganze Abteilung in der Arbeit wegen eines Verdachtsfalles heimgeschickt wird? Mein Kind bzw. ich selbst war nur Kontaktperson.

Hier geht’s weiter zu den ausführlichen Antworten:
Das musst Du bei einem Corona-Fall tun!

Sozialversicherung: Mega-Minus mit Ansage

Katastrophale Zahlen aus der Sozialversicherung. Sogar die Verwaltungskosten explodieren nach der „Reform“.

Gebarungsvorschau der Österreichischen Gesundheitskasse

Die neuen Zahlen aus der heute veröffentlichten Gebarungsvorschau zeigen, wie viel Geld unserem Gesundheitssystem in Pandemie-Zeiten fehlt: 558 Millionen Euro sind es laut aktueller Prognose im laufenden Jahr in der Krankenversicherung; ursprünglich waren 217 Millionen prognostiziert – weniger als die Hälfte. Dazu kommen noch insgesamt 61 Millionen von der AUVA und den Pensionsversicherungen.

Insgesamt beträgt das Minus also nach aktuellem Stand 619 Millionen Euro. Schockierende Zahlen zeigen sich auch beim Verwaltungsaufwand: Schon 2019 lag dieser bei 7,2 statt den geplanten 3,5 Prozent, 2020 steigt er weiter auf 7,8 Prozent. Der Großteil der Fusionskosten ist da nicht einmal enthalten. Hier wird deutlich: Es ging bei der sogenannten „Reform“ jedenfalls nicht ums oft zitierte „Sparen im System“.

Für die nächsten Jahre sieht die Prognose auch nicht besser aus: 3,3 Milliarden Euro werden von 2021 bis 2024 in allen Krankenversicherungsträgern fehlen – allein in der ÖGK 2,7 Milliarden. (Link zur detaillierten Gebarungsvorschau, falls vorhanden). Auch in den Trägern wird das Minus größer: In der ÖGK etwa hat es sich mehr etwa als verdoppelt.

ÖGB kritisierte Strukturen seit Langem
Diese Geschichte ist nicht neu. Ingrid Reischl, Leitende Sekretärin im ÖGB und Vorsitzende im Dachverband der Sozialversicherungsträger hat vor dieser finanziellen Schieflage schon lange zuvor gewarnt. Angefangen hatte alles mit dem türkis-blauen Umbau der Krankenkassen, der Kosten in Millionenhöhe auslöste und wirtschaftsnahe Manager in wichtige Funktionen hievte.

Finanzspritze jetzt!
Doch wie kommt man aus dieser Schieflage heraus? „Um eine gute Versorgung im Gesundheitssystem zu sichern, braucht es ganz bald eine Finanzspritze vom Bund“, fordert Reischl. „Sonst drohen den Versicherten Leistungskürzungen im Gesundheitswesen“, gibt sie zu bedenken. Eine Aussicht, die viele aus der Wirtschaft und der ÖVP stets ablehnen, obwohl die Zahlen eine deutliche Sprache sprechen.

Risikostrukturausgleich langfristig
Eine Finanzspritze sei aber nur die Hilfe für jetzt auf der Stelle. Ein gut funktionierendes Gesundheitssystem müsse allen Versicherten gleiche Leistungen auf höchstem Niveau für eine möglichst lange Zeit garantieren: “Durch den sogenannten Risikoausgleich, also dem finanziellen Ausgleich zwischen allen Trägern, wird das möglich.” Dadurch entstehe eine neue Finanzierungsmöglichkeit, kommt Reischl zum Schluss.

Interessengegensatz wird größer
Damit das Minus in der Sozialversicherung nicht zur unendlichen Geschichte wird, braucht es wieder Verhandlungen, um an Verbesserungen zu arbeiten, ist Reischl überzeugt: “Das wäre im Interesse von uns allen”. Seit Monaten schon werden von Seiten der Wirtschaftsvertreter und der ÖVP schwere Fouls gespielt. „Es geht hier um unterschiedliche Interessen zwischen Arbeitgebern und ArbeitnehmerInnen  – den sogenannten „Interessengegensatz“, fasst Reischl die unvorteilhafte Lage zusammen. Damit dieser nicht größer wird, wäre es wichtig wieder zurück an den Verhandlungstisch zu kommen und gemeinsam an Verbesserungen zu arbeiten.

Keine Einsparungen im Gesundheitssystem
“Im Gesundheitssystem zu sparen, zahlt sich nicht aus”, findet auch Andreas Huss, Vizeobmann der ÖGK. Die Pandemie habe uns klar vor Augen geführt, wie wichtig ein gut funktionierendes Gesundheitssystem sei. Auf die Gesundheit zu setzen sei immer eine Win-Win-Situation. „Durch die richtigen Investitionen im Gesundheitsbereich kann man die Lebensqualität der Bevölkerung steigern und langfristig betrachtet so auch Geld im Gesundheitssystem sparen”, betont Huss.
(Information des ÖGB, 17.08.2020)

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