Krankenstände weiter auf Tiefstand!

Von „Blaumachen“ keine Spur: Fast 40 Prozent der Beschäftigten waren 2015 keinen einzigen Tag im Krankenstand!
Fast 40 Prozent der oberösterreichischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer waren 2015 nicht einen einzigen Tag im Krankenstand. Im Gegensatz dazu leiden vergleichsweise Wenige (7,3 Prozent der Beschäftigten) unter schweren und chronischen Erkrankungen, auf sie entfällt aber die Hälfte aller Krankenstandstage. Für AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer zeigen die Krankenstandsdaten der Oberösterreichischen Gebietskrankenkasse vor allem eines ganz deutlich: „Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gehen mit dem Thema sehr sorgsam um. Sie haben es nicht verdient, sofort der ‚Blaumacherei‘ verdächtigt zu werden.“

Krank zur Arbeit ist schlecht
Im Jahr 2015 waren 39 Prozent der länger als drei Monate Beschäftigten nicht einen einzigen Tag krank gemeldet. Dieser Wert ist in den letzten beiden Jahren sogar signifikant gestiegen. Was auf den ersten Blick erfreulich klingt, verheißt im Hinblick auf die Schnupfen- und Grippesaison wenig Gutes: Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gehen krank zur Arbeit. Das bringt nachweislich mehr Schaden als Nutzen. Neben der Ansteckungsgefahr steigt auch die Gefahr von Unkonzentriertheit, was wiederum zu Fehlern und Unfällen führen kann.

Konstant wenige Krankenstände
2015 waren die oberösterreichischen Arbeitnehmer/-innen im Durchschnitt 12,9 Kalendertage krank – ein bereits seit Jahren konstant niedriger Wert. Der Durchschnitt sagt aber wenig über die Konzentration der Krankenstandstage aus, weil – wie eingangs erwähnt – schwer und chronisch Kranke das Bild verzerren.

Nicht an der Statistik zweifeln
„Das Argument, die Krankenstände seien nicht ordentlich erfasst, weil ein- oder zweitägige krankheitsbedingte Abwesenheiten vom Arbeitsplatz manchmal nicht in der GKK-Statistik auftauchen, kann ich nicht gelten lassen“, sagt AK-Präsident Kalliauer. Nicht erfasst seien nämlich auch die Tage, an denen Beschäftigte arbeiten gehen, obwohl es besser wäre, sie würden sich zu Hause auskurieren. Diese würden eine eventuelle Untererfassung nämlich locker aufwiegen, was nicht nur der Arbeitsklima Index der Arbeiterkammer Oberösterreich, sondern auch viele andere Studien belegen.

  • Um zu vermeiden, dass Menschen aus Angst um den Job krank zur Arbeit gehen, fordert die AK einen besseren Kündigungsschutz im Krankenstand.
  • Zumindest sollte ein Motivkündigungsschutz mit Beweislastumkehr festgelegt werden, sodass der Arbeitgeber/die Arbeitgeberin beweisen muss, dass die Kündigung nicht wegen der Erkrankung erfolgt ist.
  • Ebenso muss der Anspruch auf Entgeltfortzahlung auch bei einvernehmlicher Auflösung über die Beendigung des Arbeitsverhältnisses hinaus aufrecht bleiben, so wie bei einer Kündigung, um hier Umgehungsmöglichkeiten zu vermeiden.

Arbeitnehmer leisten viel, sie verdienen Respekt
„Vor allem aber wünsche ich mir mehr Respekt für die Beschäftigten in Oberösterreich, die durch ihre Arbeitsleistung viel für den Wohlstand in diesem Land beitragen. Es ist ihr gutes Recht, bei Krankheit in Ruhe auskurieren zu dürfen, statt sofort der ‚Blaumacherei‘ verdächtigt zu werden“, stellt AK-Präsident Kalliauer fest. Das Um und Auf seien gute Arbeits- und Lebensbedingungen, die Krankheiten möglichst präventiv verhindern.
(Information der AK OÖ., 25.11.2016)

Krank in die Arbeit gehen schadet Unternehmen und Beschäftigten

krank zur Arbeit

Krankenstandsdaten gelten in Betrieben als zentraler Gesundheitsindikator. Doch 35 Prozent der Beschäftigten gehen auch dann in die Arbeit, wenn sie krank sind. Je höher dieser Prozentsatz, desto schlechter werden auch die Arbeitsbedingungen beurteilt. Enorme Auswirkungen hat vor allem der Führungsstil.

Das zeigen jüngste Daten aus dem Österreichischen Arbeitsgesundheitsmonitor. Die Arbeiterkammer Oberösterreich fordert unter anderem einen Kündigungsschutz im Krankenstand und eine Personalplanung, die die Beschäftigten entlastet.

Frauen gehen häufiger krank arbeiten
Wie ist es um die Gesundheit meiner Mitarbeiter/-innen bestellt? Um dies abschätzen zu können, achten manche Betriebe rein auf die Fehlzeiten. AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer warnt: „Es reicht nicht, die Krankenstandstage zu zählen. Um die Lage richtig einschätzen zu können, müssen auch die Daten des Präsentismus mit einfließen.“ Präsentismus – das Phänomen vom Erscheinen am Arbeitsplatz trotz Krankheit – ist in Österreich weit verbreitet. Besonders häufig tritt es in den Branchen Gesundheitswesen, Verkehr, Transport und Handel auf. Frauen gehen häufiger krank in die Arbeit als Männer.

Nachteile für alle Beteiligten
Und das oft mit schwerwiegenden Folgen. Neben der drohenden Verschlimmerung einer Krankheit, weil man auf die Erholungs- und Genesungszeit verzichtet, und der Ansteckungsgefahr für die Kollegen/-innen, steigt auch das Unfall- und Fehlerrisiko. Weiters sinkt die Loyalität zum Unternehmen, weil man sich ausgenützt fühlt, was wiederum zu deutlichen Produktivitätsverlusten führen kann.

Betrachtet man die Daten aus dem Österreichischen Arbeitsgesundheitsmonitor genauer, zeigt sich, dass Unzufriedenheit im Betrieb und Präsentismus stark zusammenhängen. Die Ergebnisse aus der Arbeitsklima Index-Erhebung aus dem Jahr 2015 und dem ersten Halbjahr 2016 im Detail:

  • Wird der Arbeitsplatz als sicher angesehen, geben 32 Prozent an, krank zur Arbeit zu gehen. Bei Arbeitsplatzunsicherheit sind es 47 Prozent.
  • Besonders starke Auswirkungen hat die Arbeitszeit: Beschäftigte, die „auf Abruf“ arbeiten, gehen zu 52 Prozent krank in die Arbeit – bei jenen, die das nicht tun, sind es nur 33 Prozent. Sind Beschäftigte mit ihrer Arbeitszeit zufrieden, geben 32 Prozent an, bei Krankheit nicht zu Hause zu bleiben – bei den „Unzufriedenen“ liegt dieser Anteil bei 41 Prozent.
  • Hoher Zeitdruck sorgt dafür, dass 51 Prozent krank in die Arbeit gehen. Wer sich nicht durch Zeitdruck belastet fühlt, tut dies nur zu 30 Prozent. Bei seelisch aufreibender Arbeit geben 52 Prozent an, trotz Krankheit in die Arbeit zu gehen – jene, die davon nicht belastet sind, tun dies nur zu 32 Prozent.

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Diese Ergebnisse machen deutlich:
Wer sich im Krankheitsfall gut auskurieren kann, beurteilt auch die Arbeitsbedingungen im Betrieb besser und ist zufriedener. Beschäftigte erleben die Fürsorgepflicht des Unternehmens als Wertschätzung und achten dadurch besser auf ihre Gesundheit. Schlussendlich profitieren davon beide Seiten: die auskurierten Arbeitnehmer/-innen und der Betrieb durch aufmerksamere und produktivere Beschäftigte.
„Viele Arbeitnehmer dürften das Gefühl haben, es sich keinesfalls ‚leisten‘ zu können, in der Arbeit auszufallen. Knappe Personalplanung, Stress, Druck von Seiten der Führungskräfte oder Angst um den Arbeitsplatz sind mögliche Ursachen“, so Präsident Kalliauer.

Kündigungsschutz im Krankenstand würde helfen
Er fordert daher einen Kündigungsschutz im Krankenstand. Die Beschäftigten hätten dann weniger Angst, wegen Krankheit den Job zu verlieren. Betriebe wiederum wären dadurch gezwungen, krankmachende Arbeitsbedingungen abzustellen und etwa mehr Zeitpuffer bei Aufträgen oder Personalressourcen für Urlaubs- und Krankenstandsvertretungen einzuplanen. Erhebungen und Maßnahmen im Rahmen des Arbeitnehmerschutzes oder auch das betriebliche Gesundheitsmanagement dürfen nicht nur auf die Fehlzeiten achten – auch Daten zum Präsentismus im Betrieb müssen erhoben und einbezogen werden.
(Information der AK. OÖ, 12.08.2016)

2015: Die Krankenstandsdauer ist wieder gesunken!

Krank in die Arbeit

Die durchschnittliche Krankenstandsdauer bei den Erwerbstätigen ist 2015 wieder gesunken, die Zahl der Krankenstandstage pro Arbeitnehmer/-in bleibt konstant niedrig.

Aus den aktuellen Zahlen der Oberösterreichischen Gebietskrankenkasse wird klar ersichtlich, dass die Beschäftigten sehr sorgsam mit Krankmeldungen umgehen.

Das ständige Gerede von „Krankenstandsmissbrauch“ sei absurd, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer: „Es ist eher zu befürchten, dass viele Menschen nach einer Krankheit zu rasch wieder arbeiten gehen und dadurch ihre Gesundheit gefährden.“

Krankenstände: nur mehr 8,9 Tage pro Jahr
Im Jahr 2014 dauerte ein durchschnittlicher Krankenstand noch 9,2 Kalendertage, 2015 waren es nur noch 8,9. Die durchschnittliche Zahl der Krankenstandstage pro Arbeitnehmer/-in betrug 2014 genau 12,6 Tage und dürfte 2015 – wegen einer Grippewelle – minimal angestiegen sein (die genaue Zahl wurde vom Hauptverband noch nicht freigegeben). Zum Vergleich: Im Jahr 1999 waren die oberösterreichischen Erwerbstätigen im Schnitt noch 15,7 Tage im Krankenstand.

Viele Gesunde, einige Schwerkranke
Auffallend ist die sehr unterschiedliche Verteilung der Krankenstände. Mehr als ein Drittel (rund 35 Prozent) der Beschäftigten geht das ganze Jahr nicht einen einzigen Tag in den Krankenstand. Auf der anderen Seite gibt es fünf Prozent schwer und chronisch Kranke, auf sie entfällt die Hälfte der Krankenstände.

Erschreckend ist die Entwicklung bei den Arbeitslosen, sie sind deutlich länger krank. Während ein Krankenstand bei den Beschäftigten 2015 im Schnitt 8,9 Tage dauerte, waren es bei den Arbeitslosen 16 Tage. Was einerseits darauf hinweist, dass krankheitsbedingt eingeschränkte Menschen schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, andererseits aber auch darauf, dass Arbeitslosigkeit, Existenzangst und Perspektivenlosigkeit krank machen.

Stress löst Krankenheiten der Psyche aus
Der Österreichische Arbeitsklima Index der Arbeiterkammer Oberösterreich zeigt, dass sich 64 Prozent der Arbeitnehmer/-innen im Job gestresst fühlen. Da erscheint es wenig verwunderlich, dass sich die Zahl der Krankenstände aufgrund psychischer Erkrankungen von 2005 (8.994 Krankenstände) bis 2015 (19.826 Krankenstände) mehr als verdoppelt hat. Krankenstände aufgrund psychischer Erkrankungen dauern besonders lang. Sie machen 2,5 Prozent der Fälle aus, bei den Krankenstandstagen haben sie jedoch einen Anteil von 10 Prozent.

„Diese langen Ausfallzeiten wären vielfach zu verhindern, wenn mehr auf die psychische Gesundheit der Beschäftigten im Betrieb geachtet würde“, sagt AK-Präsident Kalliauer. Übrigens ist nicht nur hoher Zeitdruck,  sondern auch fehlende Autonomie ein Krankmacher. Beschäftigte mit hohem Spielraum, was Arbeitsabläufe oder Arbeitstempo betrifft, sind mehreren Studien zufolge weniger oft krank.

Arbeitnehmer oft krank in der Arbeit
„Blaumachen“ ist jedenfalls nicht das Problem, im Gegenteil: Laut Arbeitsklima Index sind 34 Prozent der Arbeitnehmer/-innen in den letzten sechs Monaten krank zur Arbeit gegangen – aus Pflichtgefühl den Kolleginnen und Kollegen gegenüber, weil sie keine Vertretung haben, weil die Arbeit sonst liegen bleiben würde oder schlicht aus Angst um den Arbeitsplatz.

Besonders erschreckend: Durch arbeitsbedingte Krebserkrankungen sterben zehnmal mehr Menschen als durch Arbeitsunfälle. „Da müssen die Gesetze rasch an neue Erkenntnisse zu krebserregenden Substanzen angepasst werden“, fordert Kalliauer. Weitere Forderungen der AK sind unter anderem:

  • mehr Ressourcen für die Arbeitsinspektorate für effiziente Kontrollen und Beratungen
  • wirksame Strafen, wenn krankmachende Arbeitsbedingungen nicht abgestellt werden
  • die Evaluierung psychischer und physischer Belastungen ernst nehmen
  • mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten für Betriebsräte/-innen bei Gesundheitsschutz und Personalbemessung
  • Kündigungsschutz im Krankenstand

(Information der AK OÖ., 19.04.2016)

 

Zu viele Arbeiten gehen auf’s Kreuz

Kreuzschmerzen

Muskel-Skelett-Erkrankungen Krankenstandsursache Nr. 1 – Arbeiterkammer fordert wirksame Gegenmaßnahmen

Bei den Krankenständen sind zwei Entwicklungen alarmierend:
Die psychischen Erkrankungen sind seit 2003 auf fast das Dreifache gestiegen.

Und die Zahl der Muskel-Skelett-Erkrankungen ist schon seit 20 Jahren konstant hoch. Beinahe ein Viertel aller Fehltage wird durch solche Erkrankungen verursacht!

Sie sind damit weiterhin der häufigste Grund für Arbeitsunfähigkeit. „Sowohl die psychischen Erkrankungen als auch Muskel-Skelett-Erkrankungen müssen durch wirksame Maßnahmen deutlich reduziert werden“, fordert AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.

Schon seit Jahren sind die Krankenstandstage pro Arbeitnehmer/-in auf niedrigem Niveau. Der durchschnittliche Krankenstand in Oberösterreich lag 2013 bei 13,8 Kalendertagen. Umgerechnet entspricht das ungefähr 9,5 Arbeitstagen.

Bei den Muskel-Skelett-Erkrankungen handelt es sich um Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparats, also der Knochen, Muskeln, Gelenke und Sehnen. Sie verursachen beinahe ein Viertel aller Fehltage, gelten als regelrechte Volkskrankheit und stellen die schwerstwiegende Krankheitsgruppe dar.
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Ältere sind seltener, aber länger krank – AK fordert alternsgerechte Arbeitsplätze

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Ein Blick auf die Krankenstandszahlen nach Altersgruppen zeigt: Ältere Beschäftigte sind länger krank – jüngere dafür öfter.

Deshalb müssen die Betriebe für alternsgerechte Arbeitsplätze sorgen. Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen ist mindestens so wichtig wie individuelles Gesundheitsverhalten.

„Ältere Mitarbeiter können in Zukunft nicht mehr einfach durch junge ausgetauscht werden. Es braucht dringend Maßnahmen, um die Betriebe „demografie-fit“ zu machen“, verlangt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.

Die aktuellen Zahlen der OÖ. Gebietskrankenkasse zeigen, dass Arbeitnehmer/-innen bis 24 Jahre wegen Krankheit oder eines Unfalls häufiger beruflich ausfallen als ihre älteren Kollegen/-innen. Letztere sind aber länger krank als die jüngeren Arbeitnehmer/-innen. Während bei den Beschäftigten unter 25 Jahren ein Krankenstandsfall durchschnittlich 5,4 Tage dauert, sind die 60- bis 64-Jährigen pro Krankenstand mehr als drei Mal so lange – 18,3 Tage – arbeitsunfähig. Read more

Krank zu den Kranken – Spitalsreform macht Angst

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Krank zu den Kranken
Spitalsbeschäftigte sehen ihre Gesundheit durch die Spitalsreform gefährdet.

Beschäftigte in den oberösterreichischen Spitälern leiden unter Zeitdruck sowie bürokratischen und organisatorischen Anforderungen.

Dadurch steigen die psychischen Belastungen. Laut einer aktuellen IFES-Erhebung im Auftrag der AK Oberösterreich sind die Arbeitnehmer/-innen besorgt, dass sich diese Probleme durch die Spitalsreform verschärfen. Sie haben Angst, dass die Spitalsreform eine Gefahr für ihre eigene Gesundheit bringen wird.

Spitalsreform macht Angst
In der Wahrnehmung der Beschäftigten ist die Spitalsreform ausschließlich auf Einsparungen fokussiert und macht ihnen Angst: Beinahe 80 Prozent rechnen laut einer aktuellen IFES-Studie im Auftrag der AK Oberösterreich mit negativen Auswirkungen der Reform auf ihr berufliches Umfeld. Die größten Nachteile erwarten sie für die Qualität der Patientenversorgung, was auch negative Auswirkungen auf die sinnstiftende Ressource dieses Berufs hat, sowie hinsichtlich Arbeitsbelastungen und Zeitdruck.
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Neuer Krankenstandsbericht: Psychische Erkrankungen steigen dramatisch an

Krank in die Arbeit

Laut neuestem Krankenstandbericht der OÖ. Gebietskrankenkasse (GKK) verdreifachten sich die Krankenstandtage aufgrund seelischer Krankheiten seit 2005 und machten 2013 bereits mehr als zehn Prozent aller krankheitsbedingten Abwesenheiten aus.

Psychische Belastungen am Arbeitsplatz müssen endlich ernst genommen werden“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer angesichts dieser dramatischen Entwicklung und der derzeit massiven Forderungen seitens der Wirtschaft nach Ausweitung der Höchstarbeitszeit.

Der positive Aspekt des neuesten GKK-Berichts:
Das Niveau der Krankenstände von Oberösterreichs Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen war auch 2013 sehr niedrig. Ein Drittel war nie krank. Im letzten Jahr waren Beschäftigte durchschnittlich 13,8 Kalendertage krank gemeldet, ein konstant niedriger Wert seit Jahren. Dies entspricht etwa 9,5 Arbeitstagen. Der geringfügige Anstieg gegenüber 2012 (13,6 Kalendertage) ist auf die Erkältungswelle zu Beginn des Jahres 2013 zurückzuführen. Mehr als ein Drittel aller Versicherten war 2013 überhaupt nie im Krankenstand.

Kalliauer fordert Maßnahmen
Massiven Grund zur Sorge ortet AK-Präsident Dr. Kalliauer bei der Entwicklung der psychischen Erkrankungen. Diese sind von 266.738 Krankenstandtagen im Jahr 2005 auf 751.177 Krankenstandstage im Jahr 2013 gestiegen – eine beinahe Verdreifachung! Und die psychischen Erkrankungen machen schon mehr als zehn Prozent der gesamten Krankenstandtage (7,364.890) aus.

„Hier muss dringend gehandelt werden“, pocht Kalliauer auf Maßnahmen. „Druck rausnehmen, Personal entsprechend bemessen, Führungskräfte schulen und Schluss mit überlangen Arbeitszeiten. Das sind die Gebote der Stunde für jeden verantwortungsvollen Arbeitgeber.“ Die psychischen Belastungen müssen evaluiert und die daraus resultierenden Maßnahmen dringend und verpflichtend umgesetzt werden.

Ein durchschnittlicher Krankenstand aufgrund einer psychischen Erkrankung dauerte im vergangen Jahr 41 Tage. Im Vergleich dazu dauert ein durchschnittlicher Krankenstand beim klassischen grippalen Infekt lediglich fünf Tage.

Psychische Erkrankung wird häufig nicht ernst genommen
Betroffene Arbeitnehmer/-innen werden oft damit konfrontiert, dass Burn-Out nur eine Modeerscheinung sei. Ärzten/-innen wird unterstellt, dass sie leichtfertig krankschreiben, und so der schwarze Peter zugeschoben. In Büchern und Artikel wird Betroffenen süffisant empfohlen, doch Nein zu sagen, wenn es zu viel ist – als ob dies in einer von Druck und Unsicherheit geprägten Arbeitswelt möglich sei.

Da psychische Krankheiten schwerer fassbar sind als andere Krankheiten, wird das Leiden der Betroffenen nicht erkannt oder häufig nicht ernst genommen. Auf einen durch psychische Erkrankung verursachten Krankenstand folgt meist ein langer und beschwerlicher Weg zurück in den betrieblichen Arbeitsalltag. Es braucht daher entlastende Maßnahmen im Betrieb um das Risiko für einen weiteren Zusammenbruch zu minimieren.
(Information der AK OÖ., 24.04.2014)

OGH-Urteil: Angestellte müssen fallweise auch im Krankenstand für Auskünfte zur Verfügung stehen

Paragraphen-Zeichen

Wer krank ist, ist krank, heißt es eigentlich im Arbeitsleben – nicht aber, wenn der Vorgesetzte wichtige Infos braucht. Dann darf er Mitarbeiter auch für ein Meeting hereinzitieren oder anrufen.

Der Oberste Gerichtshof (OGH) hat festgehalten, dass Arbeitnehmer ihrer Firma in bestimmten Fällen selbst während des Krankenstands für Auskünfte zur Verfügung stehen müssen.

Die Genesung darf freilich nicht beeinträchtigt werden.

Chef wollte Frau zu Gespräch ins Büro beordern
Anlassfall war eine Anwaltssekretärin, die während ihres Krankenstands von ihrem Arbeitgeber entlassen wurde. Die Frau hatte längere Zeit Probleme mit ihrem Chef gehabt. Depressive Episoden waren die Folge, schließlich fiel sie wegen Burn-outs mehrere Monate aus.

Während des Krankenstands forderte der Chef die Frau auf, für ein 20-minütiges Gespräch am Arbeitsplatz zu erscheinen, da dringende Angelegenheiten besprochen werden müssten. Die Arbeitnehmerin ließ ihn wissen, dass sie momentan nicht in der Lage sei, einen gemeinsamen Termin wahrzunehmen. Der Arbeitgeber sah eine Verletzung der Treuepflicht und entließ sie.

Erstgericht sah Schikane, Berufungsgericht nicht
Die Sekretärin zog dagegen vor Gericht. Vor dem Erstgericht obsiegte sie, es erachtete die Forderungen des Anwalts als schikanös. Das Berufungsgericht jedoch gab dem Beklagten recht, bejahte seinen Anspruch auf Kontaktaufnahme im Krankenstand.

OGH: Zumindest telefonisch zur Verfügung stehen
Der OGH schließlich bestätigte diesen Anspruch, sah aber die Entlassung in dem Fall als ungerechtfertigt an. Die Höchstrichter stellten fest, dass Arbeitnehmer ihrer Firma fallweise selbst während des Krankenstands für Auskünfte zur Verfügung stehen müssen.

Es geht dabei um „unbedingt erforderliche Informationen, deren Vorenthaltung zu einem wirtschaftlichen Schaden des Arbeitgebers führen würde, in einem Ausmaß – etwa telefonisch -, das ihren Genesungsprozess nicht beeinträchtigt“, wie der OGH ausführt. An Arbeitnehmer in „gehobener Position“ seien dabei strengere Anforderungen zu stellen.

Entlassung nicht gerechtfertigt
Der Arbeitgeber wiederum muss laut OGH schon konkretisieren, was er will und sagen, welche Informationen er genau braucht, warum er diese nicht anderweitig beschaffen kann und inwieweit ihm ein schwerer wirtschaftlicher Schaden entstehen könnte.

Der beklagte Anwalt hat das nicht getan, der Entlassungsgrund der Vertrauensunwürdigkeit war daher nicht gegeben. Zumal der Sekretärin jeglicher persönlicher Kontakt mit dem männlichen Rechtsanwaltspartner, von dem sie sich schikaniert fühlte, aus gesundheitlichen Gründen unzumutbar gewesen sei, wie der OGH ausführt.
(Information gesehen auf orf.at, 18.02.2014)

Der Druck auf Kranke steigt: 40 % auch krank zur Arbeit

Krank in die Arbeit

Gerade in der kalten Jahreszeit kommen viele Beschäftigte trotz Halsschmerzen, Fiebers und Co. in die Arbeit. Gründe sind meist eine fehlende Vertretung und Angst um den Job.

Die negativen Langzeitfolgen sind enorm.

Wiederholte Anfeindungen gegenüber  krankgeschriebenen Beschäftigten, die des  „Blaumachens“  beschuldigt werden, Kündigungen und Drängen zur einvernehmlichen Auflösung  des  Arbeitsverhältnisses  im  Krankenstand:  Der Druck auf kranke Beschäftigte steigt.

Angst um den Job steigt
Laut  Arbeitsgesundheitsmonitor  der  Arbeiterkammer OÖ. gehen vier von zehn  Beschäftigten auch dann arbeiten, wenn sie besser zum Auskurieren im Bett geblieben wären.  Das  Phänomen, krank zur  Arbeit  zu  gehen,  wird  in der Wissenschaft Präsentismus genannt.  15 Prozent  der Be­schäftigten  tun  dies  aus Angst vor Konsequenzen wie Kündigung  des Arbeitsverhältnisses im Krankenstand.

Raubbau am Körper, Schaden für Firma
Fragwürdige  Anreizsysteme wie  Gutscheine  für  Kollegen/­innen, die das ganze Jahr nicht in Krankenstand sind, begünstigen ebenfalls das Phänomen Präsentismus.  Doch  Firmen wären gut beraten, ihr Augenmerk  verstärkt  auf  die  negativen  Langzeitfolgen  von  Präsentismus zu legen, anstatt auf Fehlzeiten  der  Beschäftigten herumzureiten – zumal  diese ohnehin  konstant  niedrig  sind.

Kurieren  sich  kranke  Beschäftigte  nicht  aus,  kann  ihr Krankheitsbild  chronisch  werden  –  ein  späterer  langer Ausfall  droht.  Aktuelle  Studien zum  Thema  Präsentismus  zeigen,  dass Anwesenheit  im  Job trotz Krankheit nicht nur Raubbau an der eigenen Gesundheit ist. Auf  lange  Sicht  schadet  er auch den Betrieben mehr als er ihnen auf kurze Sicht zu nutzen scheint.  Denn  kranke  Beschäf­tigte können nicht die volle Arbeitsqualität  bringen,  machen mehr  Fehler  und  haben  öfter Arbeitsunfälle. Das sollten Unternehmen  bedenken,  anstatt Druck auf Kranke auszuüben.

Fact-Box:

  • Im Durchschnitt waren die Beschäftigten in Oberösterreich 2012 nur 13,2 Kalendertage (9,5 Arbeitstage) krankgeschrieben.
  • Die Hälfte aller Krankenstandstage entfiel auf nur fünf Prozent der Versicherten –  also auf chronisch Kranke oder Schwerverletzte.
  • Mehr als ein Drittel der Beschäftigten in Oberösterreich war 2012 gar nicht im Krankenstand.
  • Die Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen haben sich in den letzten Jahren fast verdreifacht – von rund 270.000 auf rund 750.000 Krankenstandstage im Jahr.
  • 60 Prozent aller Arbeitnehmer/-innen, die krank zur Arbeit gehen, tun dies aus Pflichtgefühl gegenüber Kollegen/-innen.

(Information gesehen im AK-Report, Februar 2014)

Meine Rechte (und Pflichten) bei Krankheit

Krank im Urlaub

Wenn Erkältungen und grippale Infekte grassieren, mehren sich in den Rechtsberatungen der GPA-djp Anfragen zum Krankenstand.

Februar: Schnupfenzeit, Grippe breitet sich aus. Gerade jetzt werden viele Menschen krank, in den Betrieben steigt die Zahl der Krankenstände.

Doch worauf müssen kranke ArbeitnehmerInnen achten?
Wer infolge Krankheit arbeitsunfähig ist, hat das Recht, zu Hause zu bleiben, auch wenn das dem/der Chef/in nicht immer gefallen mag. Zugleich haben erkrankte ArbeitnehmerInnen aber auch Verpflichtungen. Zum einen muss die Krankmeldung unverzüglich erfolgen, zum anderen ist, sofern der/die Chef/in das verlangt, eine Krankenstandsbestätigung zu übermitteln. Bei Verstößen gegen diese Pflichten droht Entgeltverlust.

Was ist mitzuteilen?
Es genügt, Krankheit, Unfall oder Kuraufenthalt als Grund für die Dienstverhinderung anzugeben. Über die Diagnose müssen keine Auskünfte erteilt werden. Doch auch während des Krankenstandes ist Einiges zu beachten: Wurde die Arbeitsunfähigkeit von der erkrankten ArbeitnehmerIn nicht vorsätzlich oder grob fahrlässig herbeigeführt, besteht für einen gesetzlich geregelten Zeitraum Anspruch auf Entgeltfortzahlung. Die Anspruchsdauer ist nach Dienstjahren gestaffelt.

Während eines Krankenstandes darf seitens des Arbeitsnehmers kein der Genesung abträgliches Verhalten gesetzt werden. Im Zweifelsfall entscheiden die ÄrztInnen, ob Bettruhe einzuhalten ist oder nicht. Welche Tätigkeiten Kranke verrichten dürfen, hängt von der Art der Erkrankung ab. Vorsicht! Wer sich nicht an die ärztlichen Vorgaben hält, riskiert eine Entlassung!

Weitere Informationen (auch zu Krankheit im Urlaub) und ein Hinweis auf weitere Artikel zum Thema sind hier zu finden:
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