Psychische Belastung – Stress

Psychische Belastungen zählen in unterschiedlichsten Erscheinungsformen zu den stärksten Belastungen im betrieblichen Alltag. Unternehmen und Arbeitnehmer/-innen sind einem zunehmenden Anpassungs- und Leistungsdruck ausgesetzt, wodurch gesundheitliche Schädigungen, die sich psychisch und körperlich auswirken, entstehen können. Stress ist die bekannteste Folge erhöhter psychischer Belastungen am Arbeitsplatz.

Im Gegensatz zu anderen Belastungen wie Lärm, Emissionen durch Lösungsmittel oder schweres Heben und Tragen, die mit verhältnismäßig einfachen Mitteln gemessen werden können, gelingt der Nachweis von psychischen Belastungen wie Über- und Unterforderung der Beschäftigten, Monotonie oder Zeitdruck nicht so leicht. Der von Experten/-innen der Sozialpartner und der AUVA entwickelte IMPULS-Test ist ein Hilfsmittel, wie psychische Belastungen ermittelt und beurteilt werden können. Dieses Verfahren ist auch online verfügbar und steht Interessierten kostenlos und anonym zur Verfügung.

Was ist arbeitsbedingter Stress?
Stress ist heute zu einem geflügelten Wort geworden, um unterschiedliche Beeinträchtigungen des körperlichen und seelischen Wohlbefindens zu umschreiben. Fast alle Menschen kennen Situationen, in denen sie sich überfordert, nervös oder gereizt fühlen. Arbeitsbedingter Stress entsteht durch psychische Überbelastungen der Beschäftigten. Dies bedeutet, dass die Anforderungen an die durch Stress belasteten Personen höher sind als deren Bewältigungsmöglichkeiten.

Macht Stress krank?
Stress an sich ist an sich keine Krankheit. Dauert die Arbeitsüberlastung oder Überforderung jedoch über längere Zeit an, kann Stress zu geistigen und seelischen Erkrankungen führen.

Was verursacht Stress am Arbeitsplatz?
Stress kann durch viele Faktoren ausgelöst werden. Nachfolgend sind einige häufige Ursachen aufgezählt:

  • schlechtes Betriebsklima
  • schlechtes Führungsverhalten des/r Vorgesetzten,
  • unklare Arbeitsaufgaben und -abläufe
  • ständige Konflikte oder Mobbing gegenüber Einzelnen
  • Veränderungen im Betrieb (z.B. Umstrukturierungen, Neuübernahmen usw.), besonders wenn diese mit den Beschäftigten nicht offen besprochen werden und diese nicht in Neuorganisation des Betriebs eingebunden werden
  • hohe Fremdbestimmung (die Beschäftigten haben wenig oder gar keinen Einfluss auf ihre Arbeitsinhalte, Arbeitsabläufe und die Zeiteinteilung)
  • fehlende oder schlechte Qualifikation bei erhöhten Anforderungen
  • Belastungen durch Chemikalien, Lärm oder anderen physischen Gefahren

Wie kann Belastungen und Erkrankungen durch Stress vorgebeugt werden?
Arbeitsbedingter Stress ist eine Belastung, die im Rahmen der Gefahrenevaluierung am Arbeitsplatz genauso erhoben werden muss wie die Belastung durch gefährliche Stoffe oder Maschinen. Der Arbeitgeber muss Maßnahmen treffen, um die psychischen Belastungen, also auch Stress zu minimieren.

Mehr noch als in allen anderen Bereichen der Gefahrenevaluierung müssen die Betroffenen und ihre Vertreter/-innen einbezogen werden. Sie sollten gefragt werden, ob es Belastungen gibt, die Stress hervorrufen können, welche Gruppen darunter leiden und was aus ihrer Sicht dagegen unternommen werden könnte.

Wie kann ich bei arbeitsbedingtem Stress mir selbst und meinen Kolleg/-innen helfen?
Die Verantwortung für die Verhütung von arbeitsbedingtem Stress liegt, wie ganz generell die Verhütung von Gefährdungen und Belastungen der Beschäftigten, beim Arbeitgeber.
Um die bestmögliche Wirkung zu erzielen, sollten natürlich auch in Fragen der Stressreduktion Beschäftigte, Vorgesetzte, Arbeitsmediziner/-in, Betriebsrät/-in, Sicherheitsvertrauensperson und gegebenenfalls ein/e Arbeitspsycholog/-in eng zusammenarbeiten.

Wenn Sie selbst betroffen sind oder von Kolleg/-innen wissen, die unter arbeitsbedingtem Stress leiden,

  • sprechen Sie mit dem Arbeitgeber, dem Betriebsrat, der Sicherheitsvertrauensperson und anderen Kolleg/-innen über die Probleme,
  • helfen Sie mit, Ursachen aufzudecken, mögliche Lösungen zu ermitteln und herauszufinden, wie diese umgesetzt werden könnten, indem Sie sich an der Evaluierung des Arbeitsplatzes auch aktiv beteiligen,
  • teilen Sie Ihren Vorgesetzten mit, ob die von ihm gesetzten Maßnahmen zur Stressbewältigung tatsächlich hilfreich sind,
  • besprechen Sie Ihre Lage mit dem/r Arbeitsmediziner/-in oder dem /der Arbeitspsycholog/-in bzw. ermutigen Sie die betroffenen Kolleg/-innen dazu. Arbeitsmediziner/-innen sind zur Verschwiegenheit verpflichtet!

Burn-out – eine spezielle Stressfolge
Was ist das Burn-out-Syndrom? Der Begriff Ausgebranntsein oder englisch Burn-out-Syndrom bezeichnet einen besonderen Fall berufsbezogener oder familiärer chronischer Erschöpfung. Einer Studie der Gewerkschaft der Privatangestellten zufolge sind in Österreich eine Million Menschen burn-out-gefährdet. Das Burn-out-Syndrom führt häufig zur Krankschreibung, Arbeitsunfähigkeit oder Frühpensionierung.

Was sind die Ursachen des Burn-out?
Die Hauptursache von Burnout sind sogenannte psychosoziale Belastungen.
Betroffene haben beispielsweise das Gefühl, ständig unter Zeitdruck zu stehen, widersprüchliche Anweisungen zu bekommen oder sich nicht einbringen zu können. Außerdem fehlt ihnen oft die Unterstützung von Vorgesetzten oder Kollegen.
Durch diesen Stress am Arbeitsplatz entstehen jährlich laut einer Schätzung der EU Kosten in der Höhe von 20 Milliarden Euro.

Wie erkenne ich das Burn-out-Syndrom?
In der Anfangsphase des Burn-out gibt es viele Warnsignale: Betroffene arbeiten nahezu pausenlos, verzichten auf Entspannungsphasen, ihr Beruf wird zum hauptsächlichen Lebensinhalt. Sie vergessen auf ihre eigenen Bedürfnisse und verdrängen Misserfolge. Es kommt zu chronischer Müdigkeit , Energiemangel und Konzentrationsschwäche.
Später fühlen sich Betroffene oft einsam, gleichgültig und desinteressiert. Sie konzentrieren sich auf sich selbst und haben Probleme bei sozialen Kontakten.

Was kann ich gegen Burn-out tun?
Für jeden Betroffenen und jede Betroffene müssen Vorbeugungsmaßnahmen individuell erarbeitet werden. Solche Maßnahmen können etwa Hobbys, Sport, Musik oder Entspannung sein. Auch Entlastung im Team und Förderungen von Teams mittels Supervision kann vorbeugend wirken.

So vermeiden Sie Stress!  
  • Die Arbeit muss ausführbar sein.
  • Die Arbeitsplanung muss von einer realistischen Basis ausgehen und realistische Arbeitsvorgaben in Bezug auf Zeit und Arbeitsmenge setzen. So müssen z.B. bei der Festsetzung von Terminen und Erholzeiten mögliche Personalengpässe (z.B. infolge von Krankenständen während einer Grippewelle, Urlaube) berücksichtigt werden.
  • Die Arbeitsgeräte (Maschinen, sonstige technische Einrichtungen) und der Arbeitsplatz selbst (z. B. Beleuchtung) müssen so beschaffen sein, dass die Arbeitsaufträge ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen und Schädigungen ausgeführt werden können. Die Arbeitsabläufe müssen durchschaubar und die Ziele des Unternehmens auf allen Ebenen bekannt sein.
    Mangelnde Durchschaubarkeit der Arbeitsabläufe sowie unklare Ziele und Arbeitsvorgaben verursachen Unsicherheit, Angst und Stress. Eine Anweisung, die „machen Sie das so schnell wie möglich“ lautet, ist beispielsweise in großem Ausmaß stresserzeugend. Sie verlangt vom Empfänger der Anweisung entweder, die gerade ausgeübte Tätigkeit zu unterbrechen und eine andere Tätigkeit aufzunehmen, oder die gerade ausgeübte Tätigkeit mit einer ungenauen Zeitvorgabe (Zeitpunkt der Fertigstellung) rascher auszuführen! Darüber hinaus ist ein Sinnerleben der eigenen Arbeit nur möglich, wenn der Stellenwert der eigenen Arbeit im gesamten Arbeitsablauf und im Endprodukt bekannt ist.Zukünftige Ereignisse im geplanten Arbeitsablauf und Abweichungen davon müssen vorhersehbar sein.Arbeitsunterbrechungen, die mit großer Wahrscheinlichkeit zu Abweichungen von ursprünglichen Arbeitsvorgaben (z.B. Zeitvorgaben) führen, dürfen nicht überraschend eintreten. Sie müssen an bestimmten Anzeichen (z.B. durch laufende Information über den Arbeitsfortschritt oder durch rechtzeitige Ankündigung von Servicearbeiten) für jeden Betroffenen rechtzeitig erkennbar sein.
  • Die Arbeit muss beeinflussbar sein. Die genaueste Arbeitsvorgabe ist nutzlos, wenn keine der jeweiligen Ausführungsebene im Unternehmen angemessenen Handlungsmöglichkeiten bestehen, um die gesetzten Ziele zu erreichen. Ausreichende Fähigkeiten und Fertigkeiten müssen bei jedem Einzelnen vorhanden sein, um die gesetzten Arbeitsvorgaben aktiv erreichen oder im Störfall (bei Abweichungen vom geplanten Arbeitsablauf) richtig reagieren zu können.
  • Arbeitsgeräte und der Arbeitsplatz selbst müssen so gestaltet sein, dass die gesetzten Arbeitsvorgaben erreicht werden können.
  • Die Möglichkeit, die eigene Arbeit selbständig zu planen und auszuführen wirkt ebenfalls vorbeugend gegenüber Stress und erhöht die Arbeitsmotivation.

(Artikel übernommen von AK-OÖ.)

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