Ungleichheit in der Einkommensverteilung verschärft sich

Einkommen

2010 und 2011 ist die Lohnquote gesunken, und den Beschäftigten sind 2,7 Milliarden Lohn-Euro wegen unbezahlter Überstunden entgangen. In den letzten zehn Jahren erlitten die Niedrigverdienenden sogar reale Einkommensverluste. Die Verteilungsungleichheit, eine Hauptursache der Krise, hat sich generell verschärft. Diese alarmierenden Entwicklungen sind das Ergebnis einer aktuellen Einkommensanalyse der AK OÖ. 

„Wir fordern eine gerechte Teilhabe der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am hohen Wohlstandszuwachs 2010 und 2011, die korrekte Abgeltung und den Abbau von Überstunden, die Absenkung des Eingangssteuersatzes bei der Lohnsteuer sowie eine jährliche Anpassung der Steuerstufen an die Teuerung“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. Der Absicht der Industrie, die Kollektivvertragsgemeinschaft im Metallbereich aufzuspalten, erteilt Kalliauer eine klare Absage: „Es braucht ein gemeinsames lohnpolitisches Fundament, das eine stabile Mindestentwicklung für alle garantiert“.

Lohnquote gesunken
Von der im Jahr 2011 produzierten Wertschöpfung wurden etwa zwei Drittel (67 Prozent) an die Arbeitnehmer/-innen verteilt. Dieser Anteil, die Lohnquote, fiel von 2001 bis 2007 von 69,5 auf 64,6 Prozent. In den darauffolgenden wachstumsschwachen Jahren konnte die Lohnpolitik eine stabilisierende – anti-zyklische – Wirkung entfalten. Wären die Quoten 2010 und 2011 konstant (bei 69,2 Prozent wie 2009) geblieben, dann hätten die Arbeitnehmer/-innen in diesen beiden Jahren insgesamt um 7,2 Milliarden Euro mehr Lohneinkommen erhalten – Geld, das damals Gewinne, Dividenden und sonstige Besitzeinkommen aufgefettet hat.

2,7 Milliarden Euro Milliarden entgingen den Arbeitnehmern/-innen, 2010 und 2011, indem ihnen fast ein Viertel (2010: 23 Prozent, 2011: 22 Prozent) ihrer Überstunden nicht abgegolten wurde. Insgesamt sind das 138 Millionen Stunden.

Überstunden wurden nicht abgegolten
In Oberösterreich wurden den Überstundenleistenden für die beiden Jahre geschätzte 430 Millionen Euro vorenthalten. Das gesamte wöchentlich geleistete Überstundenvolumen entspricht rechnerisch allein in Oberösterreich etwa 24.000 Arbeitsplätzen. Der Abbau allein der unbezahlten Überstunden in Oberösterreich könnte mehr als 5000 Jobs schaffen.

Untere Einkommen sind kleiner als 2001
Auch die Einkommensungleichheit zwischen den Arbeitnehmern/-innen nimmt weiter zu. In Oberösterreich war das mittlere Lohneinkommen (Median) 2011 mit 1985 Euro – real (inflationsbereinigt) und brutto – nur etwa zwei Prozent höher als 2001. Wer zum am besten verdienenden Viertel gehört, kam auf eine reale Steigerung von immerhin mehr als vier Prozent. Das untere Viertel in der Einkommensstruktur verdiente 2011 aber real fast ein Prozent weniger als 2001.

Lohnteuerstufen wurden nicht an Inflation angepasst
Hätten sich in den letzten zehn Jahren die Lohnsteuern genauso wie die Löhne entwickelt, dann hätten die Arbeitnehmer/-innen im Jahr 2010 österreichweit um rund 518 Millionen Euro weniger Steuer bezahlt (davon 114 Millionen Euro in Oberösterreich). Pro Kopf entstand von 2000 bis 2010 bei der Lohnentwicklung netto sogar ein reales Minus von 1,5 Prozent, was insbesondere an der Nichtanpassung der Steuerstufen an die Inflation liegt. Das bedeutet, dass sich österreichweit Durchschnittsverdienende 2010 real und netto weniger leisten konnten als Arbeitnehmer/-innen im Jahr 2000 (in Oberösterreich: ein geringer Zuwachs von 1,2 Prozent).
(Information der AK OÖ., 05.09.2012)

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