Kündigungswelle droht: Jede zweite Pflegekraft will aufhören

Die Pandemie hat die angespannte Situation bei den Pflegekräften noch verschärft. Die Gewerkschaft fordert deshalb dringend mehr Personal, bessere Bezahlung und Nachwuchsarbeit. Laut einer aktuellen Umfrage will jede zweite Pflegekraft aufhören.

Hohe Belastung und Überstunden führen bei Pflegekräften immer öfter zu Burnout, laut einer aktuellen Umfrage der Gewerkschaft denkt bereits jede zweite Pflegekraft ans Aufhören. „Wir sind am Anfang einer Versorgungskrise im Gesundheits- und Pflegesystem“, sagt Gerald Mjka von der Gewerkschaft vida.

Kaum stabile Dienstpläne

Edgar Martin von der Gewerkschaft younion, die für das städtische Gesundheitspersonal in Wien zuständig ist, kritisiert: Sowohl in den städtischen Spitälern des Wiener Gesundheitsverbunds (WIGEV), aber auch in den Ordens- und Privatspitälern – von der Stadt mitfinanziert und in deren Aufsicht – gebe es kaum stabile Dienstpläne mehr.

Einspringen sei schon fast normal, sagt Martin. „Die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Mindestbesetzung die neue Normbesetzung ist. Es ist härter geworden“. „Wir können nichts mehr abfedern, es muss alles nachbesetzt werden, sonst wird es gefährlich für die Patientinnen und Patienten“, ergänzt Mjka.

Personalbedarfspläne nachjustieren
In den Gemeindespitälern sind derzeit 10.720 Pflegekräfte beschäftigt, in den Ordensspitälern gibt es rund 1.700. Das macht mit den Privatspitälern gesamt rund 13.220 Spitalsbedienstete in Pflegeberufen. Für den körperlich und geistig fordernden Job liegt das Einstiegsgehalt für diplomierte Pflegekräfte bei rund 2.800 Euro brutto, für Pflegeassistenz bei 2.300 Euro brutto.

Bei der Bezahlung und bei der Ausbildung habe die Stadt zwar etwas nachjustiert, sagen die Gewerkschafter, aber: „Ich muss die Personalbedarfsberechnung evaluieren. Ich muss schauen, dass das zeitgemäß ist. Die passt hinten und vorne nicht mehr. Was man vor ein paar Jahren errechnet hat, bildet überhaupt nicht mehr unsere Realität ab“, sagt Martin.

Hacker fordert Rettungspaket
Die Bundesländer sollen sich mit den zuständigen Ministern zusammensetzen, fordern die beiden Gewerkschafter, und ein Budget und Gesetze ausarbeiten, die die Versorgungsqualität sicherstellen können. Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) sagte in „Wien heute“, Wien habe etwa schon bei der Ausbildung weitere Angebote geschaffen, etwa durch neue Ausbildungsplätze an der FH Campus Wien.

Das Problem liege aber beim Bund. Mit dem gebe zwar regelmäßig Gespräche, „Faktum ist aber: Es gibt keine Entscheidungen“. Im Gegenteil gebe es durch die Steuerreform sogar weniger Geld für das Gesundheitssystem. Er appellierte daher auch selbst an die Bundesregierung.

„Es ist extrem unbefriedigend und auch inakzeptabel. Wir brauchen endlich ein Rettungspaket für das Gesundheitssystem und das kann nur auch von der Bundesregierung kommen.“

(Information gesehen auf orf.at, 19.10.2021)

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