Aktuelles zum Stand der KV- und Gehaltsverhandlungen für 2022

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!
Wie jedes Jahr zu dieser Zeit haben auch heuer bereits die Kollektivvertragsverhandlungen für den Bereich Sozialversicherung begonnen.

Zu diesem Zweck hatten wir auch die Kärtchen ausgeteilt, um abzufragen, wie wichtig Euch eine spürbare Gehaltserhöhung und eine Arbeitszeitverkürzung ist. Leider verlaufen die Verhandlungen heuer nicht sehr positiv, daher möchte ich Euch kurz über den aktuellen Stand informieren.

Obwohl schon einige Gesprächsrunden stattgefunden haben, sind die Interessen besonders in Bezug auf die Arbeitszeitverkürzung sehr weit auseinander. Die Arbeitgeberseite ist derzeit noch nicht bereit, für die Gesundheitseinrichtungen die Arbeitszeit spürbar zu verkürzen. Wenn wir also einen ordentlichen Kollektivvertragsabschluss haben wollen, müssen wir unseren Forderungen Nachdruck verleihen.

Worum geht es bei den Verhandlungen?
Wir setzen uns für eine gerechte Abgeltung unserer Leistungen und für mehr Freizeit, insbesondere in den Gesundheitseinrichtungen, ein.

Was meinen wir mit einer gerechten Abgeltung?
Anerkennung der Leistungen der Beschäftigten durch eine Lohn- und Gehaltserhöhung, die deutlich über der Inflationsrate liegt. Oder anders gesagt: Es muss „rascheln“ im Börsel und nicht nur „klimpern“.

Warum wollen wir eine Arbeitszeitverkürzung?
Die Sozialversicherung ist „Tabellen-Letzter“ bei der Arbeitszeit. Die Mehrzahl aller Branchen hat bereits eine kürzere Arbeitszeit. Im Gesundheitsbereich haben vom Bodensee bis zum Neusiedlersee alle Krankenanstalten im öffentlichen Dienst bereits 37,5 oder weniger Stunden pro Woche Normalarbeitszeit. Die Sozialwirtschaft Österreich 37 Stunden.

Was bringt den Menschen die in der Sozialversicherung arbeiten eine Arbeitszeitverkürzung?
Mehr Zeit zum Leben. Mehr Zeit für Familie und Freundschaften. Mehr Gesundheit.

Was passiert der Sozialversicherung, wenn sie weiterhin die längste Wochenarbeitszeit im Vergleich zu anderen Branchen hat?
Wenn die Belastungen überhandnehmen und die Beeinträchtigungen das Leben erschweren, denken viele Beschäftigte vor allem im Gesundheitswesen an einen möglichen Berufs- oder Arbeitgeberwechsel. Und dieser Anteil nimmt stetig zu.

Im Jahr 2018 sagte mehr als ein Viertel der Befragten aus den Gesundheits- und Sozialbetreuungsberufen (25,5%), dass sie mindestens einmal im Monat an einen Berufswechsel (= Berufsausstieg) denken. 2021 liegt dieser Anteil bereits bei 42,4%. Zwei von fünf erwägen häufig einen Berufswechsel. Das entspricht einem Anstieg von ungefähr 17%.

Warum fürchten einige Sozialversicherungsträger eine Arbeitszeitverkürzung?
Gute Frage. Denn die Gefahr, dass die Sozialversicherung immer mehr Beschäftigte verliert und keine neuen Bewerber hinzu kommen, schätzen wir viel größer ein, als dass Menschen dann weniger Zeit im Betrieb arbeiten werden. Dazu kommt, dass wir aus internen Befragungen wissen, dass Teilzeitkräfte mit z. B. 30 Stunden Arbeitszeit aufstocken würden, wenn die Wochen-Voll-Arbeitszeit kürzer wäre.

Wer ist sonst noch in der Sozialversicherung gegen eine Arbeitszeitverkürzung?
Unser Eindruck ist, dass die Industriellenvereinigung (IV) massiv Druck für eine Beibehaltung langer Arbeitszeiten macht. Das tut die IV über jene, die in leitender Funktion in der Sozialversicherung sind und davor für die IV gearbeitet haben. Über die Motive können wir nur spekulieren, aber die steigende Nachfrage nach Beschäftigten durch die Verkürzung der Arbeitszeit verstärkt natürlich auch den Druck, bessere Arbeitsbedingungen anzubieten. Ein Schelm, wer hinter der „Njet“-Haltung der IV zur Arbeitszeitverkürzung Böses vermutet.

Was bedeutet „Wir müssen für unsere Recht aufstehen“?
Leider gibt‘s nichts geschenkt. Nur wer auf‘s Tor schießt, hat die Chance, auch hinein zu treffen. Sollte es daher am 15.12.2021 zu keinem akzeptablen Angebot einer Lohn-/Gehaltserhöhung sowie einer Arbeitszeitverkürzung für die Beschäftigten kommen, ist die Unterstützung alle weiteren gewerkschaftlichen Maßnahmen wichtig.

Wie geht’s weiter nach der Kollektivertragsverhandlung am 15.12.2021?
Wir wollen einen fairen Abschluss. Zu mehr Geld. Und zu mehr Freizeit. Gibt’s weiterhin ein „Njet“ zu einem fairen Geld-Abschluss und einer Arbeitszeitverkürzung, wird im ÖGB die Freigabe für gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen beantragt. Darüber informieren wir alle Beschäftigten sehr zeitnah!

Euer Betriebsrat

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